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Seit einigen Jahren treten in ganz Europa immer wieder verschärfte Gesetze zum Nichtraucherschutz in Kraft. Während sich in die Gesetzgeber in Deutschland hier noch schwer tun, führten England und Wales bereits vor einem Jahr ein Gesetz ein, das das Rauchen im Auto verbietet, wenn Kinder anwesend sind. Auch in anderen Ländern wird ein solches Gesetz diskutiert, denn das Passivrauchen wird bei Kindern mit einem höheren Risiko für Asthma, Lungenkrebs und Meningitis (Hirnhautentzündung) in Verbindung gebracht.

Zwar ist die Zahl der Raucher in Deutschland rückläufig, doch noch immer greifen nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums etwa 10% der Deutschen regelmäßig zu Tabakprodukten. Obwohl die gesundheitlichen Gefahren, die vom Rauchen ausgehen, durchaus bekannt sind, fällt es vielen Menschen schwer, von ihrer Sucht loszukommen. Immerhin gibt es heute zahlreiche Stellen, die Unterstützung beim Rauchstopp anbieten und spezielle Medikamente, die die Entzugserscheinungen lindern.

In vielen europäischen Ländern, darunter Großbritannien und den Niederlanden, wurde der Oktober zum "Stoptober" ausgerufen: 28 Tage lang sollen Raucher freiwillig auf Glimmstängel verzichten und im Idealfall merken, dass sie ganz auf Zigaretten verzichten können. Zur Stoptober-Kampagne in Großbritannien unterhielten wir uns mit Dr. Andy McEwan, dem Direktor des National Centre for Smoking Cessation and Training (NCSCT) über das Thema Rauchstopp und welche Tipps Raucher beachten sollten um die Zigaretten ein für alle Mal liegen zu lassen.

Die ersten Tage überstehen

Wenn Sie schon einmal oder mehrere Male versucht haben, das Rauchen aufzugeben, wissen Sie, dass die ersten Tage generell die schwersten sind. Dr. McEwen erklärt dies für uns:

"Die meisten Menschen halten die ersten Tage für die schwersten, wenn sie das Rauchen aufgeben wollen und das ist durchaus richtig. Körper und Geist der Raucher sind darauf eingestellt, täglich regelmäßig Nikotin zu erhalten wenn eine Zigarette angesteckt wird. Nun ist Nikotin selbst zwar nicht sonderlich gefährlich (Teer und Kohlenmonoxid sind die gesundheitsgefährdenden Substanzen in der Zigarette), doch es macht süchtig. Stellt ein Raucher das Rauchen ein, dauert es eine Weile, bis sich Körper und Geist daran gewöhnen ohne Nikotin auszukommen. In dieser Umstellungsphase leidet der Raucher unter Entzugserscheinungen."

Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, werden Sie immer wieder das Bedürfnis nach einer Zigarette verspüren. Sobald Sie dieses Bedürfnis bemerken, sollten Sie sich ablenken. Rufen Sie eine Freundin an, erledigen Sie eine wichtige Aufgabe oder greifen Sie zu einem Buch. Es kann auch hilfreich sein, ein Glas Wasser zu trinken. Erinnern Sie sich an die guten Gründe, die Sie dazu veranlasst haben, das Rauchen aufzugeben und vor allem daran, dass Sie Ihrem Ziel mit jedem Tag ein gutes Stück näher kommen.

Es wird leichter

Schätzungen zufolge steigen die Chancen, permanent mit dem Rauchen aufzuhören um das Fünffache, wenn Sie die ersten 28 Tage überstanden haben. In dieser Zeit haben Sie vielleicht schon die ersten positiven Veränderungen an sich bemerkt, zum Beispiel eine verbesserte Durchblutung und leichteres Atmen. Diese Verbesserungen ermutigen Sie zum Durchhalten um das eigentliche Ziel – den permanenten Rauchstopp – zu erreichen.

Denken Sie daran, dass es mit der Zeit immer leichter wird.

"Entzugserscheinungen, der dringende Wunsch zu rauchen und das Verlangen nach einer Zigarette sind in den ersten Tagen und Wochen am schlimmsten", so Dr. McEwen, "Je länger Sie ohne Zigarette auskommen, umso größer sind die Chancen, dass Sie ganz mit dem Rauchen aufhören werden."

"Der Drang zum Rauchen ist in den ersten Tagen nach dem Rauchstopp am schlimmsten und nimmt dann allmählich ab, je länger Menschen ohne einen einzigen Zug an der Zigarette auskommen. Sie lernen auch, den Drang zum Rauchen zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen."

Diese Momente werden immer seltener, je länger das Rauchen eingestellt wurde, erklärt Dr. McEwen. Und je seltener sie werden umso leichter lassen sie sich unterdrücken:

"Auch Menschen, die seit Jahren nicht mehr rauchen, werden ab und zu den Wunsch nach einer Zigarette verspüren. Diese vereinzelten Momente führen jedoch nicht unbedingt zu einem Rückfall, da sie nur noch alle paar Monate auftreten und die Ex-Raucher wissen, wie sie mit ihnen umgehen müssen."

Techniken für den Rauchstopp

Es ist nicht leicht, das Rauchen aufzugeben. Es gibt jedoch einige Techniken, mit denen sich ein Rauchstopp leichter in die Tat umsetzen lässt, so dass Sie nie wieder zur Zigarette greifen.

Von heute auf morgen vollständig aufhören – Cold Turkey-Entzug, wie es unter Süchtigen heißt – hat schon so manchem geholfen, ist aber sicher nicht die einzige Option. Welche effektiven Techniken gibt es noch um erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören?

"Die Beweislage ist eindeutig", so Dr. McEwen, "Eine Kombination aus moralischer Unterstützung durch einen im Bereich Rauchstopp ausgebildeten Helfer und effektiven Medikamenten helfen Menschen viermal so häufig dabei, erfolgreich das Rauchen aufzugeben, wie Cold Turkey. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Deutsche Krebsforschungszentrum haben eine Website eingerichtet, auf der Sie Ansprechpartner in Ihrem eigenen Wohnort finden, die Sie beim Rauchstopp aktiv unterstützen. "

Dazu sind rezeptfreie und rezeptpflichtige Medikamente erhältlich, die Ihnen durch die Phase des Nikotinentzugs helfen. Dr McEwen dazu: "Zu den erfolgreichsten Medikamenten gehören Champix (ein rezeptpflichtiges Medikament) und Nikotinersatzpräparate wie Nikotinpflaster und schnell wirkende Nikotinbonbons oder Mundsprays."

Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt und eventuell mit Ihrem Apotheker über die für Sie am besten geeigneten Produkte.

"Eine andere Möglichkeit, die Raucher in Erwägung ziehen können, ist der Umstieg auf moderne E-Zigaretten, bei denen die Nikotindosis nach und nach verringert wird. Die Rauchstopp-Beratung vor Ort hilft Ihnen gerne weiter."

Manchen Menschen hilft die Unterstützung einer Gruppe beim Versuch das Rauchen aufzugeben. In der Gruppe können sie ihre bisherigen Erfahrungen teilen, über die Schwierigkeiten sprechen und viele nützliche Ratschläge erhalten, wie sie das Rauchen dauerhaft aufgeben.

Entzugserscheinungen

Bereiten Sie sich auf Entzugserscheinungen vor, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören. Dr. McEwen führt die folgenden potenziellen Möglichkeiten an, mit denen Raucher auf Entzug zu tun haben können:

  • Schlechte Lane

  • Unruhe

  • Gereiztheit

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Schlafstörungen

  • Benommenheit

  • Gesteigerter Appetit

  • Verstopfung

  • Geschwüre am Mund

Dr. McEwen erläutert, dass Entzugserscheinungen und das Verlangen nach einer Zigarette nicht das gleiche sind:

"So lange jemand nicht zur Zigarette greift (und keinen einzigen Zug nimmt) werden die Entzugserscheinungen immer weniger und sind nach etwa drei bis vier Wochen ganz verschwunden. Das Verlangen nach einer Zigarette kann jedoch weitaus länger anhalten, so dass sich der Ex-Raucher darauf einstellen muss."

Wenn Sie das Rauchen aufgeben, werden Sie unterschiedliche Phasen durchlaufen. Manchmal spüren Sie, dass Sie alles gut im Griff haben und sind überzeugt, dass Sie problemlos mit dem Rauchen aufhören können. Es wird jedoch auch Tage geben, an denen das Verlangen nach einer Zigarette fast übermächtig wird. Denken Sie dann stets an die Gründe, warum Sie mit dem Rauchen aufhören möchten und suchen Sie, wenn nötig, Rat oder aktive Unterstützung.

Der Umgang mit Stress

Wir alle wissen, dass uns das Leben immer wieder mit unerwarteten und manchmal unerfreulichen Wendungen überrascht. Vielleicht machen Sie gerade am Arbeitsplatz schwere Zeiten durch oder erleben zuhause eine Krise, die Sie unter Druck setzt und zu Stress führt. Ihre erste Reaktion ist dann möglicherweise der vertraute Griff zur Zigarette.

Wir haben Dr. McEwen gefragt, wie Menschen in solchen Situationen am besten reagieren:

"Auf keinen Fall sollten Sie wieder mit dem Rauchen anfangen! Erinnern Sie sich lieber daran, warum Sie mit dem Rauchen aufgehört haben, was Sie schon überstanden haben um heute rauchfrei zu sein und wie viel besser Sie sich seitdem als Nichtraucher fühlen. Das Verlangen nach der Zigarette wird nur von kurzer Dauer sein, so dass es besser ist, sich mit anderen Aktivitäten abzulenken und zu versuchen, die Probleme zu lösen."

Rauchfrei bleiben

Wenn Sie einige Wochen rauchfrei geblieben sind, fragen Sie sich möglicherweise, was Ihr neues Leben ohne Zigaretten für Sie bereithält.

Dr. McEwen hält hier einen guten Vergleich bereit: "Jeder Tag, den Sie ohne Zigarette überstehen, ist wie eine neue Schicht Farbe, die Sie über Ihre Nikotinsucht malen. Je mehr Tage vergehen, umso dicker wird die Farbschicht. In den Anfangstagen des Rauchstopps kann es noch leicht vorkommen, dass der Drang zur Zigaretten durch die dünne Farbschicht durchbricht und Sie einen Rückfall erleben. Doch nach einigen Monaten und Jahren ist die Farbschicht so dick geworden, dass Sie dem ab und zu auftretenden Verlangen mühelos widerstehen können."

Halten Sie durch: Vor Ihnen liegen viele positive Erlebnisse, wenn sich Ihre Gesundheit immer weiter bessert. Sie werden Ihr Essen wieder mehr genießen können, da sich der Geruchssinn und der Geschmackssinn wieder verbessern, das Atmen fällt Ihnen dank gesteigerter Lungenkapazität leichter, Ihr Atem ist frischer und Ihre Haut wird sich deutlich verjüngen, wenn sie nicht länger von Giftstoffen belastet ist. Viele Männer steigern sogar Ihre Leistungsfähigkeit im Bett dank der verbesserten Durchblutung.

Egal wie alt Sie sind, ist es nie zu spät das Rauchen aufzugeben, denn jeder Rauchstopp kann das Leben um einige Jahre verlängern.

Viele weitere nützliche Informationen finden Sie auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.rauchfrei-info.de

In unserem folgenden Blogbeitrag werden wir uns noch einmal mit der Frage beschäftigen, wie Sie erfolgreich das Rauchen aufgeben und halten ein weiteres Interview für Sie bereit.

Zuletzt überprüft:  09.02.2024