Im Alltag werden meist keine Unterschiede zwischen verschiedenen sexuellen Problemen gemacht. Doch tatsächlich gibt es einige deutliche Unterschiede zwischen den am weitesten verbreiteten sexuellen Probleme und ihren Ursachen.
Diese schließen sich nicht gegenseitig aus und es kann durchaus vorkommen, von mehreren sexuellen Störungen gleichzeitig betroffen zu sein.
Wenn es um das männliche Sexualleben geht, fragen sich viele Menschen zum Beispiel ob es Zusammenhänge zwischen vorzeitigem Samenerguss, Verlust der Libido und erektiler Dysfunktion gibt und ob eines dieser Probleme die Entwicklung der anderen begünstigt.
Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, denn manchmal bestehen keinerlei Zusammenhänge, während in anderen Fällen eine Störung durchaus zur Entstehung weiterer Probleme führen kann.
Hier besprechen wir die drei am häufigsten auftretenden sexuellen Störungen und den (soweit vorhandenen) Zusammenhang mit Erektiler Dysfunktion.
Vorzeitiger Samenerguss
Unfruchtbarkeit
Verlust der Libido
Vorzeitiger Samenerguss und Erektile Dysfunktion
Die meisten Männer erleben ab und zu einen vorzeitigen Samenerguss, auch Ejaculatio praecox genannt, und dafür kann es viele verschiedene Gründe geben.
Von einem vorzeitigen Samenerguss als krankhaftem Zustand ist die Rede, wenn der Mann regelmäßig bereits innerhalb der ersten beiden Minuten des Geschlechtsverkehrs zum Höhepunkt kommt (im Schnitt kommen Männer zwischen vier und sieben Minuten zum Orgasmus).
Ein vorzeitiger Samenerguss kann unterschiedliche Ursachen haben.
Tritt das Problem bereits in der Jugend auf, spricht die Medizin von einem primären (lebenslangen) vorzeitigen Samenerguss. Oft führt das Masturbationsverhalten in diesen Jahren dazu, dass der frühe Samenerguss zur Gewohnheit wird.
Kommt es jedoch erst im höheren Alter, nach einer längeren Zeit normaler Ejakulation, häufiger zu Problemen, ist von einem sekundären vorzeitigen Samenerguss die Sprache. Vielfach führen Nervosität und Leistungsdruck in einer neuen Beziehung zu diesem Problem.
Während eine Erektion für den Geschlechtsverkehr mit Penetration unverzichtbar ist, kann es durchaus auch ohne Erektion zu einem Samenerguss kommen. Eine Ejakulation ist außerdem nicht unbedingt notwendig damit die Erektion wieder abklingt.
Biologisch gesehen besteht kein direkter Zusammenhang zwischen diesen beiden Faktoren.
Indirekt kann eines das andere jedoch begünstigen. Macht sich der Mann beispielsweise vor dem Geschlechtsverkehr große Sorgen über einen vorzeitigen Samenerguss, kann dieser Leistungsdruck zu Erektionsstörungen führen.
Umgekehrt können sich Männer, die unter Erektionsstörungen leiden, beim Erreichen einer festen Erektion so viele Sorgen über ihre Standfestigkeit machen, dass sie zu früh zum Organismus kommen.
Medikamente zur Behandlung von erektiler Dysfunktion werden generell nicht zur Behandlung von vorzeitigem Samenerguss eingesetzt. Doch Studien haben gezeigt, dass Wirkstoffe wie Sildenafil das Problem positiv beeinflussen kann.
In einer australischen Studie zum Einsatz von Viagra bei vorzeitigem Samenerguss stellten Wissenschaftler fest, dass das Medikament bei den Probanden zu einem verstärkten Selbstvertrauen führte, zum Gefühl die eigene Ejakulation besser kontrollieren zu können und insgesamt zu einer Steigerung der sexuellen Zufriedenheit.
Die Studie zeigte außerdem, dass sich der Zeitraum zwischen der Ejakulation und einer erneuten Erektion verkürzte. Dies könnte darauf hinweisen, dass Männer, die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, von der Einnahme von Viagra profitieren könnten, da sie den penetrierenden Geschlechtsverkehr dann schneller wieder aufnehmen und ihre Partner besser befriedigen können.
Eine weitere Studie zeigte, dass Sildenafil zur Behandlung von vorzeitigem Samenerguss besser geeignet ist als Paroxetin, ein Antidepressivum das eigentlich nicht zur Behandlung sexueller Störungen gedacht ist, aber bei ersten klinischen Tests erfolgsversprechende Ergebnisse lieferte. Auch gegenüber der Start-Stopp-Technik, einer Masturbationstechnik, bei der der erregte Penis kurz vor dem Orgasmus sanftem Druck ausgesetzt wird, zeigte sich Sildenafil überlegen. 86% der Anwender von Sildenafil wollten die Behandlung fortsetzen, während es bei der Paroxetin-Gruppe nur 60% und bei der Gruppe, die die Start-Stopp-Technik verwendete, sogar nur 45% waren.
Unfruchtbarkeit und Erektile Dysfunktion
Männliche Unfruchtbarkeit ist meist auf eine geringe Spermienzahl oder eine verringerte Mobilität der Spermien zurückzuführen, die eine erfolgreiche Befruchtung verhindern oder zumindest erschweren.
Die Gründe dafür sind vielfältig, doch erektile Dysfunktion hat generell nichts damit zu tun und deutet auch nicht auf potenzielle Unfruchtbarkeit hin.
Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Beides kann durch einen niedrigen Testosteronspiegel verstärkt werden.
Möchte ein Paar ein Kind zeugen und der männliche Partner ist nicht in der Lage eine für den Geschlechtsverkehr notwendige Erektion zu bekommen, ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie erektile Dysfunktion indirekt zu Zeugungsunfähigkeit führt.
Erektionsstörungen haben allerdings nichts mit einer niedrigen Spermienzahl zu tun und lassen sich mit verschreibungspflichtigen Potenzmitteln gut behandeln.
Allerdings ist derzeit noch unklar, ob diese Medikamente möglicherweise Einfluss auf die Spermiengesundheit haben. Manche Studien und Artikel berichten von einer negativen Wirkung von Medikamenten wie Viagra auf die Spermienfunktion, während anderekeine solchen Effekte feststellen.
Sollten Sie einen Kinderwunsch haben und unter Erektionsproblemen leiden, halten Sie am besten einmal Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Libidoverlust und Erektile Dysfunktion
Viele Menschen glauben, dass der Verlust der Libido und Erektile Dysfunktion das Gleiche sind, doch dies ist ein Trugschluss. Vom Verlust der Libido ist die Rede, wenn das sexuelle Verlangen abgenommen hat oder gar nicht mehr vorhanden ist. Zu den Auslösern gehören Stress, Depressionen, Beziehungsprobleme oder auch unerkannte gesundheitliche Probleme.
Libidoverlust kann auch eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein.
Die beiden Probleme schließen sich jedoch nicht gegenseitig aus und treten häufig gemeinsam auf. Hartnäckige Erektionsstörungen können die Libido negativ beeinflussen, während ein geringes sexuelles Verlangen zu Schwierigkeiten beim Erreichen einer Erektion führt.
Denken Sie jedoch immer daran, dass Erektile Dysfunktion nicht unbedingt bedeuten muss, dass die sexuelle Lust verloren gegangen ist
Es ist für einen Mann durchaus möglich, sexuell erregt zu sein und trotzdem keine Erektion zu bekommen, sei es durch eine schlechte Durchblutung oder ganz einfach aufgrund von Leistungsdruck und Versagensängsten.
Die Verschreibung eines Potenzmittels kann Männern mit Erektionsstörungen helfen um eine schlechte Phase zu überwinden und weitere Folgen zu vermeiden. Diese Medikamente sind jedoch keine direkte Lösung zur Wiedererlangung eines gesunden sexuellen Appetits.
Eine im amerikanischen Annals of Clinical Psychiatry veröffentliche Studie stellte fest, das Sildenafil möglicherweise die durch Antidepressiva ausgelösten sexuellen Probleme positiv beeinflussen kann, bemerkte jedoch auch, dass weitere Studien erforderlich seien um diese Vermutung zu erhärten.
So überwinden Sie sexuelle Probleme
Der wichtigste erste Schritt ist ein offenes Gespräch über die Probleme mit Ihrem Partner. Handelt es sich um den Verlust der Libido oder um häufigen vorzeitigen Samenerguss, kann ein vertrauensvolles Gespräch bereits ausreichen um das Problem zu lösen.
Genügt dies nicht, wenden Sie sich an Ihrem Arzt. Leiden Sie beispielsweise unter einem unerfüllten Kinderwunsch, kann Ihr Arzt Ihnen verschiedene Tipps geben um die Chancen einer erfolgreichen Befruchtung zu erhöhen oder Sie an einen erfahrenen Spezialisten überweisen.
Die Zusammenhänge zwischen Erektiler Dysfunktion und den anderen oben genannten sexuellen Problemen sind vor allem indirekt. Impotenz bedeutet weder, dass Sie von ihnen betroffen sind, noch dass sie dabei eine Rolle spielen.
Bei hartnäckigen und langanhaltenden Erektionsproblemen sollten Sie auch nicht-sexuelle medizinische Ursachen in Betracht ziehen. Auch wenn fast jeder Mann ab und zu einmal von einer Erektionsstörung betroffen ist, sollten Sie bei regelmäßigem Auftreten Ihren Arzt aufsuchen um das Risiko medizinischer Ursachen wie Bluthochdruck oder einer unerkannten Diabetes auszuschließen.