Übergewicht und psychische Gesundheit wird oft ein enger Zusammenhang nachgesagt.

Beides kann die betroffenen Personen und deren Familien in eine Notlage bringen und sich zudem auf den Gesundheitsdienst auswirken.

In Großbritannien leidet eine von vier Personen einmal im Jahr an einer psychischen Erkrankung und ca. 25% der Bevölkerung werden als übergewichtig eingestuft.

Faktoren die zu psychischer Gesundheit und Übergewicht beitragen

Es gibt eine Reihe externer Faktoren, die sich potentiell auf Übergewicht aber auch auf die psychische Gesundheit auswirken können. Dazu zählen unter anderem:

  • Das Geschlecht. Frauen sind gefährdeter einen Übergewicht-Depressionen-Kreislauf zu entwickeln. Sie neigen zudem eher dazu, psychisch von Gewichtszunahme beeinflusst zu werden.
  • Sozialwirtschaftlicher Status. Menschen aus ärmeren oder benachteiligten Familien sind eher gefährdet, an psychischen Erkrankungen oder Übergewicht zu leiden.
  • Bildung. Laut der bundesweiten Verzehrstudie leiden weniger Leute mit Abitur als Leute mit Hauptschulabschluss an Übergewicht bzw Fettsucht.
  • Alter. Der Grad des Übergewichts nimmt häufig mit dem Alter zu; die meisten psychischen Erkrankungen werden in Deutschland bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren diagnostiziert.
  • Ethnizität. Die Herkunft kann durchaus eine Rolle spielen, wenn es um den Hang zum Übergewicht geht. Auch gehen verschiedene Kulturen anders mit psychischen Erkrankungen um.

Das Wohlbefinden einer Person kann direkten Einfluss auf ihr Gewicht haben, außerdem können das Gewicht und das Selbstbild zu einem psychischen Problem werden. Der Zusammenhang dieser beiden Punkte ist jedoch nicht eindeutig.

Eine Studie fand heraus, dass stark Übergewichtige zwischen drei und vier Mal so gefährdet sind, an Depressionen zu erkranken.

Ein Forschungsprojekt des National Obesity Observatory fand heraus, dass diejenigen, die als übergewichtig klassifiziert werden, ein 55 prozentiges Risiko haben, eines Tages an Depressionen zu leiden; und dass diejenigen, bei denen Depressionen diagnostiziert wurden, ein 58 prozentiges Risiko haben, übergewichtig zu werden.

Emotionales Essen

Manchmal essen wir auch, obwohl wir gar nicht hungrig sind. Dazu veranlassen uns eher unsere Emotionen, anstatt unser Körper. Dies wird auch “emotionales Essen” genannt.

Emotionale Auslöser für ungesunde Ernährungsgewohnheiten sind unter anderem:

  • Schlechte Stimmung
  • Angst
  • Einsamkeit
  • Stress
  • Ärger

Essen wird manchmal als Trost genutzt, um ungelöste emotionale Probleme zu stillen. Diese Art von fehlgeleiteter Bewältigungsstrategie kann zu einer Abhängigkeit von Essen als emotionalen Tröster und schließlich zur Gewichtszunahme führen.

Die Psychologie hinter Esssucht

Esssucht ist eine Art Essstörung, bei der die betroffene Person gezwungen ist, exzessive Mengen an Essen zu sich zu nehmen - üblicherweise in relativ kurzer Zeit und ohne wirkliches Hungergefühl.

Personen, die an Esssucht leiden, fühlen sich als hätten sie die Kontrolle verloren und versuchen eventuell auch zeitweise, sich das Essen zu verbieten. Esssucht und das Verbieten von Essen im Wechseln kann zu dramatischen Anstiegen und Abfällen im Blutzuckerspiegel führen, die das Gehirn durcheinander bringen, was zu unnatürlichem Ess-Verlangen führt.

Anfälle der Esssucht können unangenehm für die Betroffenen sein und finden daher oft heimlich statt. Sie können außerdem Schamgefühle oder Enttäuschung hervorrufen und deshalb die Betroffenen einem größeren Risiko zur Depression aussetzen.

Eine Beziehung mit dem Essen aufbauen

Unsere Beziehung mit Essen im Erwachsenenleben hat oft seine Ursprünge in unserer Interaktion mit Essen in unserer Kindheit. In unseren Entwicklungsjahren lernen wir, was es heißt Hunger zu haben, und wann und wie oft wir essen müssen, um unseren Hunger zu stillen.

Bei vielen führt die Grundlage, die wir in unserer Kindheit erleben, zu einer positiven Beziehung zu Essen, wo nahrhaftes Essen gesund genossen wird. Übergewichtige Erwachsene haben jedoch eventuell eine instabile Beziehung mit Essen von Kindesbeinen an. Gewohnheiten, die wir in unserer Kindheit gelernt haben, sind oft schwer im Erwachsenenleben loszuwerden.

Einschneidende Kindheitserlebnisse können das Wohlbefinden später im Leben beeinflussen. Missbrauch, Vernachlässigung oder Traumata können zu ungesundem Essverhalten führen, da die Betroffenen versuchen, Essen als Ablenkung ihrer Gefühle zu nutzen.

Ein geringes Selbstwertgefühl hervorgerufen durch Misshandlung in der Kindheit kann dazu führen, dass Essen als körperliche Barriere genutzt wird. Bewusst oder unterbewusst zuzunehmen um weniger auffällig oder attraktiv zu sein, kann andere auf Distanz halten.

Das Erfahren von Gewichts-Stigma in der Kindheit kann im Erwachsenenleben zu Depressionen, geringem Selbstwertgefühl, negativem Körpergefühl, schlechten Essgewohnheiten und verminderter körperlicher Betätigung führen.

Können bestimmte Lebensmittel abhängig machen?

Wir essen, um unseren Körper mit Nährstoffen zu versorgen, damit wir jeden Tag die beste Leistung bringen können.

Es gibt jedoch auch ein paar Lebensmittel oder Getränke, die wir zu uns nehmen, obwohl sie keinen oder nur sehr wenig Nährwert für uns haben.

Besonder wohlschmeckendes Essen, zum Beispiel etwas mit viel Zucker, Salz oder Fett, steht im Zusammenhang mit chemischen Reaktionen in unserem Gehirn, die mit dem Genusssinn verbunden sind.

Es ist möglich von dem Gefühl, das entsteht wenn Dopamin, das “Glückshormon”, im Gehirn freigesetzt wird, abhängig zu werden.

Das Belohnungs-Gefühl, das wir wahrnehmen, wenn wir diese Arten von Lebensmitteln zu uns nehmen, kann sogar stärker als das eigentliche Völlegefühl sein. Dies kann zu übermäßigem Essen, ungesunden Essgewohnheiten und Gewichtszunahme führen.

Wird Übergewicht von der Gesellschaft gefördert?

Mehrere Studien zeigen, dass sich die Haltung zu Essen über die Jahre verändert hat. Viele Snacks über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, spät nachts zu essen, kalorienreiche Getränke zu uns zu nehmen, und essen ohne eigentlich Hunger zu haben, sind ganz normal geworden. Es scheint als wurden diese neuen Gewohnheiten ohne weiteres von der Gesellschaft akzeptiert.

Wir alle wollen gerne wohlschmeckendes Essen zu uns nehmen; auch ist Essen oft Teil einer sozialen Veranstaltung. Wenn man im Restaurant isst oder Essen bestellt, ist es oft nicht leicht, etwas gesundes auszuwählen.

Manchmal wird Essen auch genutzt, um das Gefühl der Langeweile zu überkommen, welches durch kognitiven Überfluss hervorgerufen wird. Auf Essen zuzugreifen, um sich der Langeweile zu entledigen, kann zu ungesunden Essgewohnheiten führen, aus denen es schwer ist, wieder herauszufinden.

Wenn Sie also einmal mehr die Langeweile plagen sollte, ist es ratsam, sich anderweitig zu beschäftigen um das Gefühl der Lust auf Essen zu unterdrücken. Auf diese Weise werden unser Körper und Geist nicht gewohnheitsmäßig Essen verlangen, sobald Sie sich langweilen.

Brechen Sie aus Ihren Gewohnheiten aus

Für diejenigen, die mit einer psychischen Erkrankung und/ oder Gewichtszunahme zu kämpfen haben, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu holen.

Es gibt Hinweise, dass sich das Risiko auf Gewichtszunahme erhöht, je öfter jemand psychisch erkrankt oder je stärker die Depressionen sind.

Sollten Sie Schwierigkeiten mit der Gewichtskontrolle haben, dann könnten Ihnen die folgenden Punkte dabei helfen, die Kontrolle zurück zu gewinnen:

  • Behalten Sie den Überblick über das, was Sie essen. Schreiben Sie Ihre Mahlzeiten und Snacks in eine Art Tagebuch. Was essen Sie und wann? Dies kann Ihnen helfen, die Gründe Ihrer Essgewohnheiten herauszufinden.
  • Reduzieren Sie die Portionsgröße. Sie können die Menge an Essen, welches Sie täglich zu sich nehmen ganz einfach reduzieren, indem Sie die Portionsgröße Ihrer Mahlzeiten verringern.
  • Stellen Sie sich den Sachen, die Ihnen Stress bereiten. Gibt es etwas in Ihrem Leben, dass bei Ihnen Angst oder Stress hervorruft, so sollten Sie sich damit befassen und versuchen, dies zu überwinden. Das kann nicht immer machbar sein, da es von der Ursache abhängt, jedoch sollten Sie sich im Klaren sein, dass instabile Emotionen Gewichtsverlust hindern können.
  • Binden Sie enge Freunde oder Familie mit ein. Unterstützung von Leuten in Ihrem Umfeld ist wichtig, da sie Ihnen dabei helfen können, Verlockungen zu umgehen und für Sie da sein können, sollten Sie einmal einen schlechten Tag haben.
  • Konzentrieren Sie sich auf die guten Tage und lassen Sie sich nicht von den schlechten Tagen herunter ziehen.

Holen Sie sich Hilfe falls nötig

Für diejenigen mit einem BMI von 30 oder mehr, kann es ratsam sein, den Rat eines Arztes einzuholen. Sollte das Übergewicht bereits ein Gesundheitsrisiko darstellen, so kann der Arzt ihnen helfen, ein Diät- und Sportprogramm zu verwirklichen. Begleitend dazu kann er auch Medikamente verschreiben, die den Gewichtsverlust fördern.

 

Zuletzt überprüft:  16.11.2023