Trotz der schier unendlichen Auswahl an Diätpillen im Internet und im Einzelhandel gibt es bis heute keine komplett sicheren Medikamente zur Gewichtsreduktion, deren Wirkung medizinisch bewiesen wurde und die keine weiteren Maßnahmen wie eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung erfordern.

Schon häufiger gerieten Diätpillen in die Schlagzeilen, weil die gesundheitliche Unbedenklichkeit nicht garantiert werden konnte. Der Appetitzügler Rimonabant (Markenname Acomplia) wurde 2008 von der EU aufgrund starker Nebenwirkungen aus dem Verkehr gezogen, der Appetitzügler Sibutramin (Markenname Reductil) folgte 2010.  Immer wieder führen illegal aus dem Ausland importierte Diätpillen zu schweren Erkrankungen und in manchen Fällen sogar zum Tod.

In diesem Beitrag befassen wir uns mit den Nebenwirkungen verschiedener Diätpillen, die zum Teil rezeptpflichtig in der Apotheke erhältlich sind, in Privatkliniken ausgegeben werden oder einfach rezeptfrei zu kaufen sind.

Nicht alle Nebenwirkungen der verschiedenen Medikamente werden dabei aufgelistet. Wenn Sie ein Diätmittel erwerben oder vom Arzt verordnet bekommen, sollten Sie sich auf jeden Fall sorgfältig die Packungsbeilage durchlesen. Es ist wichtig, dass Sie potenzielle Nebenwirkungen kennen, sodass Sie sich rechtzeitig medizinische Hilfe suchen können, sollten diese bei Ihnen auftreten.

Orlistat/Xenical (rezeptpflichtiges Medikament zur Behandlung von Adipositas)

Der Wirkstoff Orlistat, der unter dem Markennamen Xenical vertrieben wird, ist der bekannteste zur Gewichtsreduktion zugelassene Wirkstoff in Deutschland. Er wirkt im Darm indem er verhindert, dass Enzyme im Verdauungstrakt das Fett aus den Nahrungsmitteln absorbieren. Dadurch wird die Aufnahme von Fetten um ein Drittel reduziert und das Fett stattdessen wieder ausgeschieden.

Orlistat, bzw. Xenical wird derzeit nur von Ärzten zur Behandlung von gesundheitsgefährdender Adipositas verschrieben. Als adipös gelten Patienten allgemein mit einem BMI (Body-Mass-Index) von 30 (d.h. 30kg pro Quadratmeter). Besteht bereits das ernsthafte Risiko einer chronischen Erkrankung wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck, kann das Medikament auch schon bei einem BMI von 28 verordnet werden.  Die Einnahme von Xenical wird zwingend von einem ärztlich verordneten Fitnessprogramm und einer gesünderen Ernährung begleitet. Meist wird Xenical erst dann verschrieben, wenn bisherige Maßnahmen zur Veränderung des Lebensstils erfolglos blieben.

Eine um die Hälfte niedrigere Dosis Orlistat ist unter dem Markennamen Alli auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Die Nebenwirkungen von Orlistat betreffen vor allem den Magen-Darm-Trakt, da das Medikament hier seine Wirkung entfaltet. Meist handelt es sich um milde Nebenwirkungen, die zu Beginn der Behandlung auftreten. Sie verschwinden von selbst, wenn Sie sich an die vom Arzt verordnete Diät halten und fettreiche Mahlzeiten vermeiden. Zu den Nebenwirkungen von Orlistat gehören:

  • Blähungen (manchmal mit Stuhlabgang)

  • Unterleibsschmerzen

  • Häufigeres und dringenderes Aufsuchen der Toilette

  • Öliger oder weicher Stuhl

  • Durchfall

  • Schmerzen im Enddarm

Zu den weiteren Nebenwirkungen zählen:

  • Kopfschmerzen

  • Zyklusstörungen

  • Niedriger Blutzuckerspiegel (bei Diabetes Typ 2-Patienten)

  • Müdigkeit

  • Erkrankungen der Zähne und des Zahnfleisches

Bei Patienten, die unter Nierenbeschwerden leiden, kann es zur Bildung von Nierensteinen kommen. Frauen, die mit Anti-Baby-Pillen verhüten, wird empfohlen, zusätzliche Verhütungsmittel zu verwenden, da mündlich eingenommene Pillen im Fall von Durchfall wieder ausgeschieden werden ohne ihre schützende Wirkung zu entfalten.

Manche Patienten berichteten nach der Einnahme von Orlistat von weiteren Nebenwirkungen, deren Häufigkeit jedoch nicht bekannt ist. Zu diesen gehören Hepatitis, Gallensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutungen aus dem After, Divertikelentzündung, erhöhte Leberenzymraten und allergische Reaktionen.

Bupropion-Naltrexon / Mysimba

Im Frühling 2015 wurde die neue Diätpille Mysimba in Deutschland und in mehreren anderen EU-Ländern zugelassen*. Ihre Wirkstoffe sind Bupropion und Naltrexon, die auch zur Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt werden. Bupropion erhöht den Dopaminspiegel im Gehirn, reduziert den Appetit und kurbelt die Kalorienverbrennung an. Naltrexon unterstützt die Beibehaltung des neuen Gewichtes und zügelt den Appetit indem es den Geschmackssinn beeinflusst.

Zu den die bislang in Studien ermittelten Nebenwirkungen von Mysimba gehören:

  • Bluthochdruck

  • Schlafstörungen

  • Kopfschmerzen

  • Konzentrationsschwäche

  • Herzrasen

  • Hitzewallungen

  • Schwindel

  • Muskelschmerzen

  • Übelkeit

*In Großbritannien ist die Zulassung durch die britischen Gesundheitsbehörden bislang noch nicht erfolgt. Da unsere Mediziner in Großbritannien ansässig sind und die von ihnen ausgestellten Rezepte von einer britischen Apotheke erfüllt werden, können wir Mysimba derzeit leider noch nicht anbieten. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Phentermin und Diethylpropion (in der EU nicht zugelassen)

Appetitzügler wie Phentermin und Diethylpropion sind in Europa nicht zugelassen. Phentermin war in den 70er Jahren Wirkstoff der vor allem in den USA vertriebenen Diätpille Fen-Phen, die für Herzklappenveränderungen verantwortlich gemacht wurde. Zu dieser Zeit wurde dem Wirkstoff die Zulassung in Deutschland entzogen. In den USA kam 2012 ein neues Medikament mit den Wirkstoffen Phentermin und Topiramat unter dem Namen Qsymia auf den Markt, dem jedoch in der EU noch die Zulassung verweigert wird.  

Diese Appetitzügler wirken indem sie Noradrenalin freisetzen, das im Gehirn Hungergefühle unterdrückt. Sie gehören zur gleichen chemischen Gruppe wie Amphetamine und gelten wie diese als suchtgefährdend. Bei regelmäßiger Einnahme nimmt die Wirkung ab, so dass die Dosis theoretisch immer weiter gesteigert werden müsste um die Unterdrückung des Hungergefühls aufrecht zu halten. Appetitzügler wie Phentermin können jedoch nicht nur süchtig machen, sondern werden auch mit Bluthochdruck und Herzproblemen in Verbindung gebracht. Weitere Nebenwirkungen sind unter anderem:

  • Hyperaktivität

  • Zittern

  • Schlafstörungen

  • Erbrechen

  • Durchfall

  • Stimmungsschwankungen

  • Trockener Mund oder übler Geschmack im Mund

Da diese Diätpillen in der EU nicht zur Gewichtsreduzierung zugelassen sind und als potenziell gesundheitsgefährdend gelten, raten wir von der Einnahme dringend ab.

Pflanzliche Diätpillen

Eine ganze Reihe von pflanzlichen Diätpillen sollen beim Abnehmen helfen. Manche von ihnen werden mit großen Werbekampagnen und Empfehlungen von Stars und Sternchen als traditionelle pflanzliche Mittel beworben. Andere werben mit bestimmten pflanzlichen Extrakten wie Seegras, Himbeeren, Kakteen oder Narzissenwurzeln. Tatsächlich konnten Studien jedoch bislang nur wenige Belege für ihre Wirksamkeit finden.

Zu den Nebenwirkungen dieser fettbindenden Naturheilmittel gehören Blähungen, Verstopfungen, Durchfall und ein Gefühl der Aufgedunsenheit.

Die Einnahme von Seegras oder Narzissenwurzeln soll angeblich den Stoffwechsel anregen, kann aber auch dazu führen, dass Sie häufiger die Toilette aufsuchen müssen. Andere Nebenwirkungen sind Durchfall, Magenschmerzen und Kopfschmerzen.

Über die Auswirkungen von Himbeerketon ist derzeit noch nicht viel bekannt. Manche Menschen fühlten sich nach der Einnahme nervös und ruhig und verspürten einen schnelleren Herzschlag oder erhöhten Blutdruck.

Illegale Diätpillen

Illegal gehandelte Diätpillen sollten grundsätzlich nicht eingenommen werden. Die angeblichen positiven Wirkungen sind meist völlig aus der Luft gegriffen und sie können verbotene Substanzen enthalten, die eventuell gefährliche Nebenwirkungen nach sich ziehen. Da sie keine Zulassung von den zuständigen Gesundheitsbehörden erhalten haben, lässt sich unmöglich sagen, ob die Einnahme sicher ist und ob sie eine Wirkung haben.

So führte die Einnahme der Diätpille DNP zu mehreren Todesfällen. Sie enthielt die toxische Chemikalie Dinitrophenol, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Gewichtsreduktion verwendet wurde, aber aufgrund der schweren Nebenwirkungen später verboten wurde. Sie wird heute bei der industriellen Herstellung von u.a. Farbstoffen, Holzschutzmitteln und Insektiziden verwendet.

Zu den Nebenwirkungen dieser Diätpillen gehören:

  • Herzinfarkte

  • Schlaganfälle

  • Nierenversagen

  • Psychotische Anfälle

  • Erbrechen

  • Fieber

  • Herzrasen

Treffen Sie die richtige Wahl

Möchten Sie abnehmen, sollten Sie grundsätzlich zuerst mit Ihrem Arzt über Ihre Diätpläne sprechen. Er wird Ihnen hilfreiche Tipps geben und dabei Ihre persönlichen Umstände berücksichtigen. Rezeptpflichtige Medikamente zur Gewichtsreduzierung können grundsätzlich nur zusammen mit einer Ernährungsumstellung und einem persönlichen Fitnessprogramm eine Wirkung erzielen.

Auf unseren Seiten zur Gewichtsreduzierung finden Sie weitere Informationen zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.

 

Zuletzt überprüft:  01.11.2016