Wenn Sie für sich zum ersten Mal die Antibabypille kaufen, wundern Sie sich möglicherweise, warum es so viele verschiedene Produkte gibt.

Die Antwort ist einfach: Jede Anwenderin ist anders, es gibt nicht die eine perfekte Pille für alle.

Einige Frauen reagieren empfindlich auf Hormone als andere und würden daher mehr Nebenwirkungen an sich bemerken. Andere Frauen reagieren weniger empfindlich und benötigen eine höhere Dosis. Weiterhin gibt es Frauen, die die Antibabypille neben der Empfängnisverhütung auch gegen andere Beschwerden wir Akne oder Menstruationsschmerzen einnehmen.

Da es nun so viele verschiedene Arten der Antibabypille gibt, ist es möglich, dass das erste Produkt, welches Sie einnehmen, nicht ideal für Sie ist.

Ebenso kann die Pille im Laufe der Zeit, wenn sich Ihr Körper verändert, weniger geeignet für Sie sein, als sie eingangs war. Sie können sich dann neu für ein passendes Produkt entscheiden.

Welche Pille ist nun die richtige für Sie? Wir haben für Sie einen umfassenden Leitfaden erstellt, der Ihnen verschiedene Produkte aufzeigt und welche am besten zu Ihnen und Ihrer Situation passen könnte.

Die Kombi-Pille

Ohne Zweifel handelt es sich bei der Kombi-Pille um die am häufigsten verschriebenen Präparate. Der Name wird für alle Pillenvarianten verwendet, die zwei Arten Hormone enthalten.

In allen Fällen sind diese Hormone synthetische Varianten von Progesteron und Östrogen, zwei natürliche Hormone, die eine wichtige Rolle im Ovulations- beziehungsweise Menstruationszyklus spielen.

Die Kombi-Pille gibt es seit den 1960er Jahren und wird gewöhnlich verschrieben, wenn es die erste Verhütungsmethode dieser Art ist und die Frau gesund ist.

Es gibt hierbei verschiedene Arten der Kombi-Pille: 

21 Tage und 28 Tage Einnahmezeit

Bei einer Einnahmezeit von 21 Tagen wird bei dieser Art Pille die Anwendung am ersten Tag der Menstruation begonnen. Nach täglicher Einnahme wird beginnt ab dem 22. Tag eine 7-tägige Pillenpause. Dann wird die Einnahme am achten Tag wieder begonnen.

Zu den Pillen mit einer Einnahmezeit von 21 Tagen gehören BiNovum, Levest und Lizinna.

Bei einer Einnahmezeit von 28 Tagen wird die Pille 28 Tage ohne Pause eingenommen (im Englischen „ED“: every day). In diesem Fall enthält die Monatspackung 21 aktive Pillen und sieben ohne Wirkstoff.

Diese „inaktiven“ Pillen haben keine Wirkung auf den Körper, helfen jedoch bei der Anwendung, den neuen Einnahmezeitraum nicht zu verpassen.

Logynon und Microgynon sind Präparate die in beiden Varianten, für 21 und 28 Tage, erhältlich sind.

Einphasen- und Mehrphasenpräparate

Kombi-Pillen können sich über den monatlichen Einnahmezeitraum hinweg im Gehalt der Inhaltsstoffe unterscheiden: Sie können einphasig oder mehrphasig sein.

Bei einem Einphasenpräparat haben alle 21 Pillen stets den selben Hormongehalt. Die Nutzerin wird während der dreiwöchigen Einnahmezeit mit einer konstanten Hormondosis versorgt, die nur während der Pillenpause unterbrochen wird. In dieser Zeit kann es zur sogenannten Abbruchblutung kommen, die der Monatsblutung ähnelt.

Brevinor und Cilest sind bekannte Einphasenprodukte. Sie werden häufig verschrieben, wenn die Pille zum ersten Mal verwendet werden soll.

Bei Zweiphasenpräparaten wie BiNovum oder Synphase ändert sich der Hormongehalt einmal während des Einnahmezeitraums.

BiNovum ist eine Antibabypille, die 21 Tage eingenommen wird. Hierbei enthalten sieben Pillen 0,5mg Norethisteron (eine synthetische Variante des Hormons Progesteron) und 14 Pillen mit einem Gehalt von 1mg Norethisteron. So wird die Hormondosis nach einer Woche erhöht.

Diese Arten der Antibabypille wurden entwickelt, um eine Alternative zu den Einphasenpräparaten zu schaffen, welche bei einigen Anwenderinnen Nebenwirkungen zeigten. Studien zeigten jedoch, dass in Bezug auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen kaum Unterschiede zwischen beiden Pillenarten bestehen.

Dreiphasenpräparate ändern den Hormongehalt alle 7 Tage, gefolgt von der siebentägigen Pillenpause.

Diese Präparate wurden so entwickelt, dass sie dem Hormongehalt im Körper während des Zyklus ähneln und so weniger belastend sein. Zudem wird das Auftreten einer Durchbruchblutung vermindert.

Ein Arzt kann sich für das Verschreiben eines Dreiphasenpräparats (wie TriNovum oder Logynon) entscheiden, wenn ein Einphasenpräparat Nebenwirkungen verursacht hat. Zu bedenken ist jedoch, dass im Falle eines Einnahmefehlers (vergessen der Einnahme) der Einnahmezyklus gestört ist.

Ein Vierphasenpräparat wie Qlaira enthält vier verschiedene Anteile an Hormonen mit 26 aktiven und nur zwei inaktiven Pillen.

Auch dieses Präparat kann das Auftreten der Abbruchblutung vermindern, doch auch hier haben Studien bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen kaum Unterschiede zu Einphasenpräparaten feststellen können. 

Geringe Dosierung oder Standard-Dosierung

Für einige Anwenderinnen hat die Standard-Dosierung in der gewählten Antibabypille möglicherweise wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Brustschmerzen verursacht oder ein erhöhtes Risiko dieser Nebenwirkungen dargestellt.

In diesen Fällen kann eine geringere Dosierung vom Arzt verschrieben werden, sodass die Pille einen verminderten Gehalt der Hormone enthält.

Loestrin ist ein Präparat, dass in der Standard-Dosierung und in der geringeren Dosierung erhältlich ist (0,03mg beziehungsweise 0,02mg Ethinyestradiol).

Die Standard-Dosierung kann dann vorgezogen werden, wenn neben der Empfängnisverhütung Leiden wie Akne bekämpft werden sollen.

Studien sind im Ergebnis nicht einheitlich bezüglich der Dosierungsmenge und der Wirksamkeit gegen Akne. Einige Frauen berichten jedoch von einem reineren Hautbild und auch einer vergleichsweise leichteren Monatsblutung. 

Pillen, die nicht ausschließlich zur Verhütung verwendet werden können

Es gibt Pillen, die die gleichen Wirkstoffe haben wie die Kombi-Pille (eine synthetische Version von den Hormonen Progesteron und Östrogen), die aber nicht primär zur Empfängnisverhütung eingenommen werden.

Ein Beispiel ist Dianette.

Diese Pille diente ursprünglich als Verhütungsmittel, wird aber aufgrund der höheren Wahrscheinlichkeit für auftretende Nebenwirkungen vermehrt zur Behandlung von Akne verschrieben. Dies ist dann der Fall, wenn Antibiotika nicht die gewünschte Wirkung zeigten. Ein weiteres Anwendungsbeispiel neben der Empfängnisverhütung ist die Behandlung gegen vermehrten Haarwuchs bei Frauen.

Da sie die bekannten Wirkstoffe zur Empfängnisverhütung enthält, wirkt diese Pille auch entsprechend, sollte aber nicht einzig als Kontrazeptivum verschrieben werden. 

Medikamente wie Dianette sollten nicht zusätzlich mit anderen hormonell wirkenden Verhütungsmethoden eingesetzt werden, da dies schädliche Auswirkungen haben kann. 

Die Minipille

Die Minipille enthält nur Progesteron (eine synthetische Variante) als Wirkstoff, kein zweites Hormon. Sie wurde in den 1970er Jahren entwickelt und ist so effektiv wie die Kombi-Pille, ist für einige Anwenderinnen aber gesundheitlich weniger riskant.

Einige Produktbeispiele sind Cerazette, Micronor und Aizea.

Bei korrekter Anwendung sind einige Minipillen über 99 Prozent wirksam, meistens äquivalent zu der Effektivität von Kombi-Pillen.

Für wen ist die Minipille geeignet?

Dadurch, dass die Minipille keine Östrogenvariante, sondern nur synthetisches Progesteron enthält, kann sie dann verschrieben werden, wenn eine Östrogenempfindlichkeit oder biologische Gründe vorliegen, die die Minipille geeigneter machen.

Bei hohem Blutdruck beispielsweise, einer Neigung zu Blutgerinnseln oder bei Übergewicht kann ein östrogenhaltiges Präparat ungeeignet sein, sodass die Minipille die sicherere Alternative ist.

Auch für Raucherinnen oder Frauen über 35 Jahren ist es wahrscheinlicher, dass die Minipille verschrieben wird.

Da die Minipille nicht mit Östrogen arbeitet, hat sie keinen Einfluss auf die Muttermilch. Daher kann sie Müttern, die gerade entbunden haben und stillen als Kontrazeptivum verschrieben werden.

Ein Nachteil der Minipille ist, dass die Wirksamkeit unter anderem durch Antibiotika eingeschränkt wird. Auch der Einnahmezeitraum muss deutlich genauer beachtet werden als bei der Kombi-Pille. Einige Minipillen müssen täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden, mit maximal drei Stunden als Zeitfenster. Durchbruch- oder Schmierblutungen sowie unregelmäßige Monatsblutungen sind bei der Minipille wahrscheinlicher.

Diese Nachteile sind jedoch zu vernachlässigen, da die Minipille eine verlässliche Alternative der Empfängnisverhütung für Frauen darstellt, die Östrogenpräparate aus verschiedenen Gründen nicht vertragen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Markenprodukten und Generika?

Es sollte keinen Unterschied geben. Wie bei anderen Medikamenten unterliegen auch empfängnisverhütende Pillen den gleichen Herstellungsstandards wie die korrespondierenden Markenprodukte. Einige Frauen berichten, dass sie bezüglich der Nebenwirkungen Unterschiede zwischen einem Markenprodukt und dem entsprechenden Generikum festgestellt haben. Unterschiede bei der Wirksamkeit wurden jedoch nicht gemeldet.

Ihr Arzt ist verpflichtet, Sie zu informieren, bevor ein Wechsel vom Markenprodukt zum Generikum erfolgt. Haben Sie bei Ihrer derzeitigen Antibabypille und möglichen Nebenwirkungen Bedenken, sprechen Sie bitte Ihren Arzt an.

Worauf ist bei einem Pillenwechsel zu achten?

Wenn Sie bei einer bestimmten Pille Nebenwirkungen an sich bemerken, kann Ihr Arzt entscheiden, ob Sie das Produkt wechseln sollten.

Ihr Arzt wird Ihnen Anweisungen geben, was bei einem Wechsel zu beachten ist. So kann es sein, dass Sie direkt von einem Produkt zu einem anderen wechseln können oder dass Sie das neue Produkt nach vollendeter Monatspackung des bisherigen Produkts einnehmen.

Beachten Sie, dass es beim Wechsel von einer Pille zu einer anderen nötig werden kann, eine weitere Verhütungsmethode (zum Beispiel Kondome) übergangsweise anzuwenden, bis die neue Pille wirksam ist. 

Zuletzt überprüft:  10.03.2020